Das Wort "Airbrush" kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt "Luftbürste" bzw. "Luftpinsel".
Das der Arbeitsweise "Airbrush" zugrunde liegende physikalische Gesetz wurde bereits ca. 1730 von dem Schweizer Physiker Daniel Bernoulli beschrieben. Vereinfachter Inhalt: "In der näheren Umgebung eines schnell strömenden Mediums entsteht Unterdruck".
Bereits in der Steinzeit schienen unsere Vorfahren in den berühmten Höhlen von Lascaux und Pech-Merle in Südfrankreich eine ähnliche Methode gekannt zu haben. Die Farbpartikel wurden mittels zweier miteinander verbundener Röhrenknochen - wie mit einer Fixativspritze - auf den Untergrund gespritzt, wobei die eigene Hand oder ein paar Blätter als Schablone dienten. Die ältesten mit dieser Technik hergestellten Höhlen-Gemälde Europas (und damit auch das älteste "Hand"-Werk der Welt) wurden in der Höhle El Castillo in Spanien gefunden und wurden von Forschern auf ein Alter von 40.800 Jahren datiert. Hier wurde eine Hand als Schablone verwendet - und darauf kamen auch Menschen in anderen Teilen der Erde.
Inzwischen wurden noch ältere Höhlenmalereien mit dieser Technik gefunden (siehe der o.g. Artikel des Donaukurier vom März 2018). Die Funde deuten darauf hin, dass bereits die Neandertaler vor mehr als 64.000 Jahren (also rund 20.000 Jahre vor Ankunft des Homo sapiens in Europa) Malereien mit Luft und Farbe an die Wand brachten.
Die neuere Geschichte der Airbrushtechnik ist etwas mehr als hundert Jahre alt. Ein englischer Zahnarzt erfand ein Instrument zum Ausspülen der Mundhöhle bei Entzündungen. Einer seiner Bekannten - ein Herr namens DeVilbiss - fragte ihn, ob er dieses Instrument weiterentwickeln könnte - die erste fast mit den heutigen Spritzpistolen identische Airbrush war erfunden. Die Firma DeVilbiss stellt auch heute noch erstklassige Airbrush-Artikel aller Art her.
Der Einsatz als Retuschierinstrument Mitte bis Ende des vergangenen Jahrhunderts geht aus undokumentierten Berichten hervor. Der Amerikaner Charles L. Burdick hat im Jahre 1893 eine der ersten Spritzpistolen zum Patent angemeldet.
Dieses Gerät war im Vergleich zu den heutigen bereits erstaunlich ausgereift und entsprach durchaus heutigen Anforderungen.
Soviel zur Geschichte des Airbrush!
Aber was ist Airbrush?
Kein anderes Medium bietet die Möglichkeit, derart realistische Effekte, komplizierteste Details und pulsierende Farben zu erstellen wie die Spritzpistole. "Wo die Fotografie aufhört, beginnt hyperrealistisches Illustrieren mit Hilfe des Luftpinsels." Allerdings erzielt man die besten Ergebnisse aus einer Verbindung mit anderen Techniken. Es gibt keine Grenzen in der Phantasie im Zusammenwirken von Brush, Pinsel, Bleistift, Radieren und vielem mehr. Erst die Komposition aus vielen Komponenten ergibt ein lebendiges Ergebnis. Inzwischen hat sich die Airbrushtechnik unter Kennern einen festen Platz neben allen anderen "klassischen" Gestaltungstechniken erobert.
Leider war dies bis vor wenigen Jahren (und leider teilweise auch heute noch) im Bereich der "wahren Kunst" noch ganz anders. Von der Kunstkritik wurde jeder Airbrusher zum Mechaniker degradiert. Dies ist vor allem ein Punkt, der hier in der Region besonders gravierend zu tragen kommt. ...Wir können ein Liedchen davon singen!!
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf diesem Gebiet "Entwicklungsarbeit" zu leisten. Die Airbrushtechnik ist ein wunderbares Gestaltungswerkzeug im kreativen Freizeitbereich. Dazu gehören Modellbau ebenso wie Keramik oder Stoffdesign sowie "Exoten" wie Body-Painting oder Nailbrush - alles nicht unbedingt Betätigungsfelder der "klassischen" Kunst. Natürlich zählt auch der Umgang mit Papier und Karton zu den "normalen" Anwendungsbereichen.
Wer kann Airbrush erlernen und wo ist dies möglich?
Nun, im Grunde kann jeder an Kreativität interessierte Mensch diese Technik erlernen, der Spass am Umgang mit Farbe und unterschiedlichen Materialien hat. Eine besondere künstlerische Zeichenbegabung ist zunächst nicht unbedingt erforderlich.
Um sich allerdings gleich am Anfang so manche Enttäuschung durch zu voreilige Anschaffung eines (zugegebenermaßen nicht ganz billigen) Einstiegssets oder ungeeignetes Arbeitsmaterial zu ersparen, empfehlen wir, in einem unserer Anfängerkurse, die ein- bis zweimal im Monat in unserem Studio stattfinden, sich zunächst einmal mit dem Umgang der Airbrush und dem Aneignen verschiedener Arbeitstechniken vertraut zu machen. Denn auch die Reinigung und der pflegliche Umgang mit diesem Präzisionsgerät sowie allgemeine Tips zur Fehlerbeseitigung sind absolut notwendig!
Viele Anfänger machen außerdem den Fehler, sich das teuerste Gerät zu kaufen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Tatsache ist, dass nicht die Pistole das Bild malt, sondern immer der Bediener! Dies erfordert natürlich eine Menge an Übung und Selbstdisziplin, denn es genügt nicht, alle vier Wochen einmal die Pistole aus dem Eck zu holen. Tägliche Übungen allein bringen die nötige Routine und das Feingefühl für die Handhabung der Airbrush. Dies geben wir jedem Schüler auf den Weg, denn es ist besser, sich vor der Anschaffung der Ausrüstung darüber klar zu sein!
Welche "Einstiegsausrüstung" ist erforderlich und was kostet dies in etwa?
Zunächst einmal benötigt man natürlich eine gute Anfänger-Airbrush-Pistole, die ca. 150,00 EUR kostet. Dies richtet sich vor allem danach, was der Schüler hauptsächlich mit seiner Pistole brushen möchte, denn natürlich gibt es große Unterschiede und ein für Anfänger schier unübersehbares Angebot. Gute Beratung ist absolut notwendig, um Enttäuschungen zu vermeiden!
Dann ist ein Airbrush-Kompressor erforderlich, um den nötigen Luftdruck zu erzeugen. Auch hier gibt es gewaltige Unterschiede im Preis und der Handhabung (Ölfrei? Flüsterleise?). Hände weg von billigen Baukompressoren in der Mietwohnung! Die Lautstärke tötet jede Freude am kreativen Arbeiten! Einen guten Kompressor für mittlere Arbeiten gibt es ab ca. 400,00 EUR, der auch so leise ist, dass auch die Nachbarn nicht "mitbrushen" müssen.
Und natürlich braucht man Airbrush-Farben, die sich wieder nach dem zu bearbeitenden Objekt richten müssen. Doch welcher Anfänger weiß schon, welche Farbe wofür erforderlich ist? Außerdem wollen wir mit dem (sogar von "Werken-Lehrkräften") verbreiteten Gerücht aufräumen, dass Airbrush-Farben giftig sind! Fast alle Hersteller arbeiten mit wasserlöslichen Acrylfarben!
Langer Rede kurzer Sinn:
Von künstlerischen Arbeiten über technische Illustrationen, T-Shirt-Gestaltung, Torten-Dekoration, Custompainting, Fahrzeug- und Fahrzeugteilegestaltung bis hin zur Modellerstellung, Wandgestaltung oder individueller Möbeldekoration ist die Spritzpistole das einzigartige Arbeitsmittel!
Thema Motivwahl, Entwürfe etc.:
Die Motivauswahl liegt meistens in der Hand des Kunden, d.h. er kommt mit einer Idee zum Airbrusher, der diese dann künstlerisch umsetzt. Selten hat man als Künstler freie Hand zur Gestaltung, da ja auch die Logos und spezifischen Wünsche des Kunden umgesetzt werden müssen. Allerdings ist ein persönliches Gespräch mit dem Kunden immer wichtig, um den bestmöglichen Gestaltungsvorschlag anbieten zu können.
Preise für Airbrush-Lackierungen:
Der Preis für eine Airbrush-Lackierung ist sehr individuell. Er richtet sich zum einen nach der Größe des Objekts, den Aufwand für das Airbrush-Motiv, den Untergrund sowie die zu erwartenden Kosten des Lackierers bzw. der Halle usw.
Große Airbrush-Lackierungen, wie z.B. Lastwagen o.ä. werden meistens in Zusammenarbeit mehrerer Airbrusher durchgeführt.
Als Farben werden überwiegend spezielle Airbrush-Acrylfarben auf Wasserbasis verwendet (Klarlack wird vom Lackierer aufgetragen), es ist aber bei großflächigen Motiven durchaus auch
üblich, 2K-Lacke (dann aber nur in speziellen Lackierereien) zu verwenden.
Quellen:
Aus dem Buch "Airbrush - Neue Ideen" von Peter Owen und C. Michael Mette - Augustus-Verlag 1995
Werbebroschüre der Firma DeVilbiss (Letraset) 1993
Copyright: Heidi Weißlein 1997, überarbeitet 03/2018
Nähere Infos zu Airbrush und seiner Geschichte findet Ihr auf Wikipedia
Näheres zum Thema Höhlenmalerei findet Ihr ebenfalls auf Wikipedia... Back to the roots!